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Denk- und Dialogräume – drei Essenzen

März 2020

Aus einem Vortrag im letzen Jahr zur Frage, wie gestaltende Veränderung gelingen kann ist folgender Text entstanden, den ich hier gerne teilen möchte. Die Gedanken von Nancy Kline zum thinking environment waren der Anstoß.

Was ist der Kern, der einen Denk- und Dialograum ausmacht?

In Anlehnung an den Dreiklang aus Strategie, Struktur und Kommunikations-Kultur oder auch Erkenntnis, Ordnung und Beziehung bilden aus meiner Sicht für einen Denk- und Dialograum das Trio aus Aufmerksamkeit, strukturierter Ungestörtheit und Gleichwertigkeit die Basis.

Das erste Element fordert den Entschluss einer jeden Person ein, dem Gegenüber volle Aufmerksamkeit zu schenken. Marion Miketta spricht in diesem Zusammenhang von zugewandter, schöpferischer Aufmerksamkeit (Miketta 2018: 38). Eine Haltung die den Raum öffnet, um etwas entstehen und wachsen zu lassen. Indem ich mich offen und wertschätzend meinem Gegenüber zuwende, unterstütze ich es bereits dabei, das eigene Denken zu ordnen und zu sortieren. Ich bin gerade nicht damit beschäftigt, helfen oder Rat geben zu wollen. Oder die eigene Informationstaktik zu optimieren, um meine persönliche Position zu stärken.

Das zweite Element besteht in der unverbrüchlichen Sicherheit und eindeutigen Struktur, nicht unterbrochen zu werden, der strukturierten Ungestörtheit. Also darauf vertrauen zu können, meine Gedanken innerhalb einer klar umrissenen Struktur von beispielsweise ein oder zwei Minuten – auch in Stille – denken zu können. Aufgabe ist es, einen Resonanzraum (vgl. z.B. Schleske 2014) für den Denkenden zu schaffen, in dem Unerwartetes entstehen darf und Gedanken nachgerade entfacht werden: sich Gedankenglut zu loderndem Feuer entfesselt statt verglimmend Asche zu werden. Der scheinbare Luxus, Zeit zum Denken zu bekommen verwandelt sich in steigende Effizienz, gerade weil Dinge zu Ende gedacht und damit zu Ende gebracht werden können. Oder: mein gedankliches Instrumentarium zum Klingen kommt. Gesichert durch eine klar strukturierte Grenzsetzung für alle.

Schließlich bildet das dritte Element die Gleichwertigkeit. Jeder im Denk- und Dialograum erhält die gleiche Aufmerksamkeit der Anwesenden. Allen wird Aufmerksamkeit und Wertschätzung unabhängig von Wissen oder Hierarchie zuteil. Indem die bekannte Perspektive nicht mehr die Richtschnur des Richtig oder Falsch ist, kann sie sich öffnen und erweitern, wachsen und verändern. Das sich Einlassen auf bisher nicht Gehörtes oder nicht Wahrgenommenes kann im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur zum Kompromiss, sondern auch zur 180-Grad-Wende führen (s.u.). Auf einmal können wir Gewohnheiten und Konventionen, die unser Handeln prägen, verändern. Durch das aktuelle Gewahrwerden und Spüren dessen, was geschieht, kann Neues Eingang finden in das Bekannte und sich so verändern.

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